Parsifal für Eilige

von Udo Stephan Köhne

Ein ersehnter Retter, der seine Mission zunächst nicht begreift: darum geht es in Richard Wagners letzter Oper „Parsifal“, die der Komponist selbst „Bühnenweihfestspiel“ nannte. Parsifal heißt dieser Unbekannte, der auf eine Ritterschar trifft, die seit vielen Jahren den Kraft spendenden Gral bewacht. Nun aber sind die Gralsritter in Agonie erstarrt, weil ihr Anführer Amfortas verwundet und ohne Hoffnung auf Heilung dahinsiecht. Die nicht mehr heilende Wunde hat sich Amfortas beim Kampf gegen den Widersacher Klingsor zugezogen. Und noch schlimmer: Amfortas hat dabei den heiligen Speer eingebüßt, den die Ritterschaft zusammen mit dem Gral – der Schale, mit der das Blut des am Kreuz hängenden Christus aufgefangen wurde – bewacht.

Am Ende aber wird alles gut: denn Parsifal widersteht den Verführungskünsten von Klingsors Zaubermädchen und entwindet dem Bösewicht den heiligen Speer. Er schließt die Wunde des Amfortas und wird neuer Gralskönig. Wagners „Parsifal“ ist mehr als nur spannende Oper, sondern zugleich ein Hauch von Mysterienspiel. Die Musik spricht altersweise und gelassen zu uns, im Ganzen ein eigenartiges und gleichzeitig faszinierendes Werk: „Parsifal“ versetzt nicht nur Wagner-Anhänger regelmäßig in höchste Verzückung.